Die letzte Schulstunde:

Mittwoch, 16. Februar 2011

Studie Privatschulen: Bereicherung oder Gefährdung des öffentlichen Schulwesens?

In der Schriftenreihe des Netzwerk Bildung (der der deutschen Sozialdemokratie nahestehenden Friedrich-Ebert-Stiftung) wurde eine Studie über Privatschulen veröffentlicht.

Folgende Themen werden behandelt:

  • Rechtliche Rahmenbedingungen der Privatschulen
  • Privatschulen im Spiegel der Statistik
  • Privatschulen nach Trägersorganisationen
  • WIe finanzieren sich Privatschulen?


Exkurs Österreich:
Paradoxon: Österreichs Internatschüler besser öffentlich gefördert
Österreich fördert Schüler in Internaten vorzüglicher. Sie dürfen schlechtere Noten haben:
  • "Heimbeihilfe" für Internatschüler
  • : Der günstige Schulerfolg ist gegeben, wenn der Schüler/die Schülerin im Jahreszeugnis über die der besuchten Schulstufe vorangehenden Schulstufe keinen schlechteren Notendurchschnitt in den Pflichtgegenständen als 3,10 hat.
  • "Schulbeihlfe" für Nicht-Internatler:
  • Der günstige Schulerfolg ist gegeben, wenn der Schüler/die Schülerin im Jahreszeugnis über die der besuchten Schulstufe vorangehenden Schulstufe keinen schlechteren Notendurchschnitt in den Pflichtgegenständen als 2,90 hat.

Soziale und ethnische Segregation. Soziale und ethnische Segregation ist eine faktische Begleiterscheinung eines parallel zum öffentlichen Schulsystem existierenden Privatschulwesens. Dieses international zu beobachtende Phänomen trifft mit Einschränkungen auch auf die deutsche Situation zu. Die Einschränkung bezieht sich darauf, dass im Sekundarbereich die Schulform für die entscheidende soziale (und ethnische) Vorselektion der Schüler sorgt. Die Trägerschaft der Schule hat einen zusätzlichen Selektionseffekt. Die von unserem gegliederten Schulsystem ausgehenden Segregationswirkungen werden dadurch verstärkt.

Seit 1992 ist die die Zahl der Schüler an allgemeinbildenden Privatschulen bundesweit um 55% gestiegen; Privatschulen haben dadurch ihren „Marktanteil“ auf knapp 8% steigern können. Auffallend ist die Dynamik nach 2001, dem Erscheinungsjahr der ersten PISA-Studie. Die meisten Privatschüler besuchen Gymnasien (40%), es folgen Realschulen mit knapp 17%, Freie Waldorfschulen mit 11,5% und Grundschulen, die mit über 11% noch vor den Förderschulen liegen (10%). Rund zwei Drittel der Privatschüler besuchen Schulen in kirchlicher Trägerschaft. Das übrige Drittel verteilt sich auf Schulen, die dem Verband Deutscher Privatschulen angehören, dem Bund Freier Waldorfschulen und dem Bundesverband der Freien Alternativschulen. Das Bildungsbudget weist für 2007 einen Gesamtaufwand für allgemeinbildende Schulen in privater Trägerschaft von rund 3,5 Mrd. Euro aus; knapp 90 Prozent davon werden aus öffentlichen Haushalten bestritten.

Traditionell besuchen mehr Mädchen als Jungen private Bildungseinrichtungen. Die Selektivität der Privatschulen zeigt sich unter anderem im Ausländeranteil. Von den über 800 000 ausländischen Schülerinnen und Schülern 2008 besuchten bundesweit 4% private allgemeinbildende Schulen; einen doppelt so hohen Anteil weisen deutsche Schülerinnen und Schüler auf. Entscheidend für einen Privatschulbesuch ist der Bildungsstand der Eltern. Motive für die Wahl einer Privatschule sind die Hoffnung auf das Vorfinden eines besseren sozialen Milieus, eine bessere Persönlichkeitsbildung der Kinder sowie die Erwartung höherer Lernleistungen und besserer Chancen im Berufsleben.

Für den nationalen (deutschen) Kontext lassen sich bislang nur aus der ersten Ergänzungsstudie zu PISA auf breiterer empirischer Basis Aussagen über die Leistungsfähigkeit von Privatschulen treffen. Die Ergebnisse vermitteln ein uneinheitliches Bild mit insgesamt wenig bedeutsamen Leistungsunterschieden zwischen privaten und öffentlichen Einrichtungen. Bei den Realschulen schneiden die privaten Einrichtungen etwas besser ab, bei den Gymnasien die öffentlichen Schulen. Deutlichere Unterschiede zugunsten der Privatschulen der PISA-Stichprobe ergeben sich aber zum Teil beim Schulklima und der Zufriedenheit der Eltern.

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